Die gate-Startups RTG Echtzeitgraphik und eyecandylab schaffen mit XR neue Mehrwerte
Extended Reality, kurz XR, fasst als Überbegriff die Technologien zusammen, die unsere Realität digital erweitern. Wie Virtual, Augmented oder Mixed Reality (VR, AR oder MR) gewinnbringend genutzt werden können, zeigen die gate-Startups RTG Echtzeitgraphik und eyecandylab.
Zu XR auf dem
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Invest in Bavaria berichtet über Innovationen, die in Bayern in den Bereichen AR und VR geschaffen werden. Im Magazin für Cross-Industry-Innovation #bytevaria – Augmented und Virtual Reality in Bayern finden sich aktuelle Berichte über die neuesten Ereignisse aus dem XR-Bereich im Freistaat.
Großer Treiber der XR-Technologieentwicklung war bisher die Gaming Branche. Prominente Beispiele wie Pokémon Go machten die Interaktion mit digitaler Visualisierung einer großen Masse zugänglich. Die künstliche Erweiterung der Realität kann aber auch gewinnbringend in anderen Branchen und Industrien eingesetzt werden. Die gate-Startups RTG Echtzeitgraphik und eyecandylab haben ihre Geschäftsmodelle auf VR beziehungsweise AR aufgebaut und können von den Vorteilen, Herausforderungen und Zukunftsaussichten berichten.
RTG Echtzeitgraphik: Mit Virtual Reality Maschinen in Betrieb nehmen
Im gate programmiert die RTG Echtzeitgraphik GmbH VR für Kunden aus unterschiedlichen Branchen. Schon weit verbreitet und gerne genutzt ist die Verwendung von VR zu Marketing-Zwecken, auf Messen o. ä. RTG unterstützte beispielsweise bisher BMW und SwissLog bei der technischen Aufwertung ihrer Messestände. Industriekunden haben dafür in der Regel zwei weitere Anwendungsfälle: In der Interior- und Design-Branche geht es darum, auf Knopfdruck Modelle vergleichen zu können. Für die Produktion und Anlagen steht das Testing im Fokus. Zwei Fragen sollen beim Testen beantwortet werden: 1. Funktioniert die Maschine wie gedacht? 2. Wie gut funktioniert die Mensch-Maschine-Interaktion?
Dazu wird eine Anlage zunächst komplett virtuell aufgebaut, inklusive der Steuerprogramme der Maschinen. Die VR kann die neuen Funktionen simulieren, um einerseits die Funktionalität der Maschinen zu überprüfen und andererseits die Mitarbeiter zu trainieren. Im Gegensatz zur Simulation rein am Bildschirm, auf dem das Geschehen nur beobachtet werden kann, ist der Nutzer durch das Aufsetzen der VR-Brille mitten in der Szene. Diese vollständige sog. Immersion führt zum entscheidenden Perspektivwechsel. Dass die Grenzen zwischen virtueller und realer Welt beim Blick durch die VR-Brille verschwimmen, hilft den Testern zu authentischen Interaktionen, die neue Erkenntnisse über deren intuitives Verhalten liefern. Dieses Arbeiten und Üben mit Hilfe von VR an Maschinen, die noch nicht existieren, nennt RTG virtuelles Training.
Staatliche Förderung
Damit AR und VR Konzepte in Bayern auch künftig wachsen, werden mit Projektfördermitteln und dem neuen »XR Hub« (S. Interview auf Seite 13) die Aktivitäten von Medien- und Industrie-unternehmen unter dem Dach »Immersive Bavaria« gebündelt und vernetzt. Die Sichtbarkeit soll damit erhöht werden, neue Entwicklungen angestoßen und der Standort Bayern insgesamt gestärkt werden. Auch der Film und Fernsehfond Bayern hat einen eigenen Förderbereich für Virtual Reality ge schaffen, um innovative Ideen für Virtual Reality Formate unterstützen zu können. Startups finden Fördermöglichkeiten in den zahlreichen Technologie- und Gründerzentren am Standort Bayern.
Erst nach erfolgreichem Testing an dieser Simulation wird die Anlage dann in Realität in Betrieb genommen. Durch diese sogenannte »virtuelle Inbetriebnahme« wird viel Zeit gespart, denn Fehler werden früh erkannt, zudem steigt die Betriebssicherheit der realen Anlage.
Visual Engineering für schnelle Lösungsfindung
Hans Vollmer ist Gründer und Geschäftsführer von RTG. Er bezeichnet seine Technologie als »Visual Engineering«. Der Begriff setzt sich aus der Kombination von Visualisierung und der Arbeit mit Hardware zusammen. Dabei ist die Visualisierung nur die Spitze des Eisbergs. Von der komplexen Technologie dahinter bekommt der Nutzer nur wenig mit – doch genau das ist der Vorteil. Die Anwendung soll einfach und intuitiv erfolgen. »Da Bilder nach wie vor mehr aussagen als tausend Worte, erleichtert die Visualisierung die Kommunikation. Alle Anwender können das gleiche sehen und verstehen, was vor allem abteilungsübergreifend hilft. Verständnis ist der halbe Weg zur Lösung. Wir können also den Prozess der Lösungsfindung erheblich beschleunigen«, erklärt Hans Vollmer.
Das Austesten mit VR bringt sonst oft nicht oder erst später erkannte Probleme zum Vorschein. Der spielerische Umgang mit hochkomplexer Technik baut zudem Vorbehalte ab und kann Bedenken direkt bestätigen oder wiederlegen. Der erreichte Proof of Concept dient den Kunden meist als unschlagbare Überzeugungshilfe für die Umsetzung neuer Ideen. Das sogar zu verhältnismäßig günstigem Preis. Da reale Tests durch die anfallenden Produktionsausfälle in der Regel zu teuer sind, bedeutet die Anwendung von VR in diesen Fällen große Kostenersparnisse. Zwar ist die Software ein Kostentreiber, die Hardware ist mittlerweile jedoch weit verbreitet, standardisiert und dadurch günstig.
Die größte Herausforderung, wenn Unternehmen VR nutzen möchten, ist laut Vollmer meist die Formulierung des Anwendungsszenarios. Denn wie so oft gilt auch hier: das gewünschte Ziel kann nur erreicht werden, wenn man es vorher klar formuliert – beziehungsweise die Dienstleistung ist immer nur so gut wie das Briefing. Unternehmen, die VR nutzen möchten, sollten sich also genau überlegen, welche Erkenntnisse mit ihrer Hilfe gewonnen werden möchten. Dann kann das Eintauchen in die virtuelle Welt einen großen Beitrag zur schnellen Lösungsfindung leisten.
TV-Anbieter. Das Startup bietet mit seinem Produkt augmen.tv eine cloudgestützte Software Suite an, die Videos als Trigger für AR-Inhalte auf Smartphones und AR-Brillen nutzt. Die Lösung, welche in jede beliebige App integriert werden kann, ermöglicht so komplett neue Interaktionsmöglichkeiten zwischen Zuschauern und Inhalten rund um Sport, Medien, Unterhaltung und Commerce. Zudem erschließt sie durch die Schaffung einer interaktiven AR-Welt rund um Videos neue Einnahmequellen.
Der Markteintritt gelang über einen Pitch beim Unterföhringer Fernsehsender Pro7. Nach einem halben Jahr Entwicklung des Prototypens gelang der erfolgreiche Launch in der Sendung Galileo. Im Anschluss folgten wichtige Lern- und Netzwerkphasen in den Medien Hubs der USA. In New York, Los Angeles, San Francisco und dem Techstars Accelerator gewann CEO Robin Sho Moser prägende Eindrücke der Branche. Das eyecandylab-Team konnte die AR-Technologie darauf aufbauend erfolgreich weiterentwickeln.
Die einfache Anwendung via Smartphone überzeugte bald weitere große Kunden. Der amerikanische Sender Nickelodeon erfreute beispielsweise seine jungen Zuschauer mit einer spielerischen Anwendung, bei der grüner Schleim – das Markenzeichen des Senders – im Wohnzimmer zu Hause verteilt werden konnte.
Da der deutsche Markt im Bereich AR noch eher zögerlich reagiert, orientiert sich eyecandylab an den Early Adopters USA und Asien. Vor allem Korea und Japan sind Zielmärkte mit großem Potenzial. Der 5G-Launch bedeutet hier auch für das deutsche Startup eine Chance. Denn die Telekommunikationsanbieter sind auf der Suche nach neuen Anwendungen mit Mehrwert. Hier kommt die AR-Technologie ins Spiel.
Durch die groß angelegte Zusammenarbeit von eyecandylab und LG Uplus erhalten inzwischen Home Shopper drei der größten koreanischen Sender wesentlich mehr Informationen zu einem Produkt. Diese werden auf der App angezeigt und im AR-Modus um den Bildschirm angeordnet. So können potenzielle Käufer bereits vor Erwerb den für sie interessanten Artikel besser einschätzen. Der Einsatz von AR macht Produkte dadurch erlebbarer und generiert höhere Abverkäufe. Da Nutzer eine viel größere Entscheidungsgrundlage bei der Bestellung haben, führt es automatisch zu weniger Retouren und somit einer Umsatzsteigerung für Unternehmen.
Optimierung der User Experience
Immer im Fokus: die User Experience. »Unsere Kunden haben das Ziel, die sogenannten Drop-off-Moments möglichst zu reduzieren«, weiß CEO Robin Moser. Wenn also das Risiko steigt, dass der Zuschauer umschaltet, z. B. vor einer Werbepause, wird er dazu ermuntert, mit der Sendung zu interagieren. Die Möglichkeit, Zusatzinfos im gesamten Zuschauerraum zu Hause ausstrahlen zu können, bietet dafür eine neue Möglichkeit. Der Produktvorteil von augmen.tv besteht darin, dass keine Implementierung beim Sender notwendig ist. Die User Experience läuft über die App auf dem Smartphone der Zuschauer. Ein Hinweis im Programm, eingestellt durch die übliche Technik, genügt. Die sehr guten Interaktionsraten und das positive qualitative Feedback zeigen die Begeisterung der Zuschauer.
2020 will sich das Team auf Streaming-Anbieter fokussieren. Durch neue starke Anbieter wie Apple oder Disney steigt der Druck in der Branche sich abzuheben und neuen Mehrwert für die Zuschauer zu schaffen. Die Transaktion zwischen Bildschirm und Zuschauer soll dabei helfen. Das Installieren der AR-App macht es zusätzlich möglich, die Daten der Zuschauer einzubinden. Vor allem für die gezielte Schaltung von Werbung ist das ein neuer und entscheidender Vorteil.
In der Anwendung rechnet Robin Sho Moser mit einem Umschwung vom Smartphone auf Wearables: »Bisher sind die noch unhandlichen, verhältnismäßig teuren und oft klobigen VR-Brillen eine Hürde für den Heimgebrauch. Doch das Design wird immer besser, neue große Player wie Facebook und Google drängen auf den Markt – in ein paar Jahren werden auch die Brillen perfektioniert und massenmarkttauglich sein.« Dann wird eyecandylab längst mit den passenden Anwendungen in den Startlöchern stehen und endlich auch das deutsche Fernsehpublikum für AR begeistern.
RTG Echtzeitgraphik GmbH – Visual Engineering
Die RTG Echtzeitgraphik GmbH ist ein Ingenieurbüro und Consulting Unternehmen mit Schwerpunkt im Bereich Echtzeitapplikationen, der Verzahnung von Echtzeitsimulation/-Emulation mit Echtzeitgraphik,VR/AR Virtual Reality bzw. Augmented Reality und der Implementierung dieser Technologien in Unternehmen.
Die RTG Echtzeitgraphik GmbH ist zuverlässiger Partner bei der Digitalen Transformation von Unternehmen. Das Team begleitet seine Kunden bei der Analyse bestehender Prozesse, des Designs eines virtuellen Produktprozesses, dem Erstellen eines digitalen Zwillings und bei dem Aufsetzen VR basierter virtueller Trainings- oder Testsysteme zur Mensch-Maschine-Interaktion während der virtuellen Inbetriebnahme.
Die innovative Technologie von eyecandylab ermöglicht es, interaktive Augmented Reality um Videos und TV-Sendungen herum darzustellen. Das Startup wurde 2017 in München gegründet und hat bereits mit Kunden wie VIACOM, NBC Universal, SoftBank, LG Uplus, WWE, adidas und anderen großen globalen Unternehmen zusammengearbeitet. Neben dem Shorty-Award für Nickelodeon wurde eyecandylab 2018 mit dem VisionAward und dem Aurea Award ausgezeichnet. Zudem zählt eyecandylab zu den Finalisten von The Spark, dem Deutschen Digital preis von Handelsblatt und McKinsey als auch dem Preis Digitales Start-up des Jahres 2019 des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie. eyecandylab entwickelt und forscht in München, wo auch das operative Geschäft verortet ist. Der Sitz der Gesellschaft ist in den USA, mit Büros in New York City und San Francisco.
Über augmen.tv
Die Plattform augmen.tv bietet AR-Lösungen, die Bewegtbilder als Marker und Trigger für Augmented Reality Content mit der einzigartigen, zum Patent angemeldeten TELEMARKTM-Technologie verwenden. Medienunternehmen, die ihre Sendungen mit einer interaktiven AR-Ebene erweitern möchten, können diese Technologie in ihre bereits bestehenden Apps integrieren. Die Vorteile für Kunden, die bereits die augmen.tv-Plattform nutzten, sind eine wesentlich stärkere Zuschauerbindung und eine signifikante Zunahme an Sponsoringoptionen.